Warum Selbsthilfe (alleine) scheitern MUSS – oder das Münchhausen-Phänomen | Co-Coaching | Companionship

Warum Selbsthilfe (alleine) scheitern MUSS – oder das Münchhausen-Phänomen

“Selbsthilfe (alleine)” ist ein Versuch ohne (menschliche) Hilfe von ‘Außen’, Probleme zu lösen, die i.d.R. etwas mit “Unzufriedenheit mit dem eigenen Leben oder der eigenen Person” zu tun haben.

Aber die Aussage, die im Wort “Selbsthilfe” steckt ist etwas “ICH helfe MIR SELBST”. Da gibt es also ein Subjekt (das “Ich”), das einem Objekt (das “Mir” bzw. “das Selbst”) helfen will. Aus soma-linguistischer1 Sicht, ist dafür also eine “Spaltung” der eignen Person nötig, genauso wie in der Geschichte des Lügenbarons  Münchhausen, in der “(er sich) samt Pferd am eigenen Schopf aus dem Sumpf (zieht)”.

Die Spaltung in ‘Hilflosen” und “Helfer” setzt folglich voraus, dass der Helfer auch helfen kann, also bestimmte Fähigkeiten (‘Ressourcen’) hat, die dem “Hilflosen” ja gerade (scheinbar oder tatsächlich) fehlen – sonst würde er ja nicht auf die Idee kommen, sich mit Selbsthilfe zu beschäftigen.
Besonders beim Lesen von Anweisungen in Selbsthilfebüchern muss der Leser in eine Doppelrolle gleichzeitig schlüpfen: Das Gelesenen ist die Position/Rolle des Helfers, der “Zuhörer”/Leser ist der “Hilflose”.
Hilfreicher – weil die Trennung zwischen “Helfer- und Hilflosen-Rolle” klar ist, sind z.B. Audio-Dateien (CDs).

Es gibt noch weitere Punkte, die für Selbsthilfe-Versuche (alleine) eher ‘ungünstig’ sind. Einer der wichtigsten ist, dass die Bücher sich nicht an der individuellen Situation bzw. dem “Zustand” des Lesers orientieren (können)! Aber genau diese ‘Analyse des Ist-Zustandes’ entscheidet auch über die ‘richtigen’ Schritte und kann folgende Punkte umfassen:

  • Was genau ist das “Eigentliche Problem”: In welchem ‘Bereich’ bzw. auf “welcher Ebene” liegt es?
  • Wo liegt der effektivste und kleinste!!! Schritt der Veränderung?
  • Wie viel Energie und Zeit, kann der Leser (die Selbstentwicklerin) überhaupt für die Veränderungsschritte aufbringen?
  • Wie sieht es mit Geduld, Ausdauer und ‘Frustrationstoleranz’ aus?
    = Wieviele Tage können Sie eine ’neue Methode‘ alleine ‚durchhalten‘, bevor Sie sie bei Seite legen und (sich wieder) nach einer neuen ‚Technik‘ umsehen?
  • Welche Strategien haben Sie, um mit unangenehmen Gefühlen oder Zuständen umzugehen? Die bisherigen haben anscheinend nicht  langfristig geholfen, oder? (->  „Kreative Hilflosigkeit“ aus der Akzeptanz Commitment Therapie (ACT) )

Und dann gibt es da noch

das “Zwiebel-Schicht-Phänomen”

Während der persönlichen Entwicklung, den Selbsthilfe-Übungen, kommt man i.d.R. nach anfänglichen Erfolgen (1. Schicht) mit ‘unangenehmen’ Gefühlen in Kontakt (2.Schicht), wie Unruhe, Traurigkeit, Hilflosigkeit, Ärger oder gar Hoffnungslosigkeit .

Und die normale Schutztendenz besteht oft darin, diese Gefühle zu vermeiden. Dass heißt man wählt Strategien, die man immer schon gewählt hat und sich dafür am Besten bewährt haben: Ablenkung/Vermeidung, Aufgeben oder auch Verschieben (der Übung), müde werden etc.
Falls man es dennoch schafft weiter zu machen, gibt es erneut Fortschrittserlebnisse (3. Schicht), bis man wieder auf ‘Unangenehmes’ stößt (4. Schicht) und so weiter.

 

Um diese ‘Tücken’ im Selbsthilfe-Prozesse zu reduzieren ist es oft sehr unterstützend, einen Austausch mit anderen über die persönlichen Erfahrungen zu haben und zwar sowohl über die Blockaden und Hindernisse als auch die Schritte, die möglich waren. Das Companion-Forum bietet hierfür den Rahmen und die Möglichkeit, “Selbsthilfe” effektiver und ‘erfolgreicher’ zu gestalten….

Gerne würde ich von Ihren Erfahrungen mit “Selbsthilfe” lernen und freue mich über Kommentare oder – was ich für noch hilfreicher halte: Ein kurzes Interview am Telefon. Ich freue mich, wenn Sie Lust und/oder Mut haben, Kontakt aufzunehmen….

1 = Soma-Linguistik: Worte, die körperliche ‘Phänomene’ beschreiben (Z.B. “Ich trete auf der Stelle” oder “Ich kann dich nicht verstehen” oder “… die eigenen Entwicklung (‘Ent-Wicklung’ im Sinne von “Auswickeln” “Auspacken”) in Gang zu bringen und am Laufen zu halten “)

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Die Video-CoVision – Sich selbst und dem Körper beim Denken zuschauen

Die Video-CoVision – Sich selbst und dem Körper beim Denken zuschauen

Die Video-CoVision ist eine Methode, bei der kurze Videoaufnahmen z.B. von einem “Problem-Gespräch” oder einer Interaktion gemacht werden.
Im Anschluss daran betrachtet die Darstellerin (“Klientin”) zusammen mit der Begleiterin (“Therapeutin”, Coach) die Video-Aufnahme (“Co” = gemeinsam, zusammen) mit einem „wohlwollenden“, ressourcen-orientierten Blick.

Dabei ist entscheidend, dass

  • “der Blick” ressourcenorientiert ist, d.h. auf Qualitäten, Stärken oder die ‘positive Absicht’  gerichtet ist, die im ‘Problem-Verhalten’ stecken
  • die “Weisheit der Körpersprache” genutzt wird
  • körper-bezogenen Formulierungen (-> ”Soma-Linguistik”) eine besondere Beachtung finden, z.B. „Ich kann meine Tochter einfach nicht loslassen„)

 Der Nutzen

  • unbewusste Informationen entdecken
  • zu – teilweise sehr überraschenden – Entdeckungen und Erkenntnisse kommen
  • Lösungen (er-)finden, die während des ‘normalen’ Erzählens unberücksichtigt geblieben wären
  • ‘Erlernen’ einer ‘freundlichen’ und ‘stärken-fokusierten’ Haltung sich selbst und anderen gegenüber, durch den ressourcen-orientierten Blick (s.o.)

 

Ablauf

  1. der Prozess ist i.d.R. in kurze 10-Minuten-Phasen eingeteilt :
    • In der 1. Phase („Erzählphase“) schildert die Erzählerin ihr Problem.
    • In der 2. Phase („Reflexionsphase“) besinnt sich die Erzählerin auf die Erzählphase und
      fasst zusammen, was für sie dabei wichtig war; was ihr klarer geworden ist oder neu entdeckt hat.
    • In der 3. Phase („Beobachtungs- und Entdeckungsphase“) schaut sich die Erzählerin die
      Videoaufnahme gemeinsam an und die Erzählerin nimmt wahr, was sie jetzt – in dieser
      Beobachter-Position – Neues, Deutlicheres, Wichtiges entdeckt.
  2. die Begleiterin (Coach, Beraterin etc.) relativ zurückhaltend bleibt, sowohl in der Erzählphase als
    auch in der Entdeckungsphase, um so der Erzählerin Raum und Zeit zu geben, ihre eigene
    Entdeckung zu machen.

Für wen und was?

  • Einzelne (Selbstklärung, Problemlösung)
  • Paare / Familien (Paarkonflikte, Kommunikationsmuster aufdecken und verändern)
  • Kleingruppen / Teams (Teamkonflikte, eigenes Rollenverhalten entdecken)

HINWEISE:
Die Video-CoVision bei Paaren, Familien und Kleingruppen hat – auch aus technischer Sicht – eine Besonderheit.
Da der Fokus der Betrachtung (zumindest zunächst) auf der eigenen Person liegt, werden die anderen Personen wortwörtlich ausgeblendet (z.B. durch Abdecken des Bildschirms).
Dies verhindert oder reduziert zumindest das (typische) ‘Ankläger-Verhalten’ gegenüber der Partnerin, den anderen Familienmitgliedern oder eines Team-Mitglieds.

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Familienbrett / Systembrett – Familienaufstellung auf dem Tisch

Familienbrett / Systembrett – Familienaufstellung auf dem Tisch

FIP-Familenbrett/ Systembrett alle Figuren, inkl. Symptom, Dominanz-Hierarchie-Scheiben u.a.
FIP-Familienbrett/ Systembrett alle Figuren, inkl. Symptom, Dominanz-Hierarchie-Scheiben u.a.

Das Familienbrett bzw. Systembrett ist ein wertvolles Instrument in der systemischen Therapie/systemischen Beratung. Mit ihm lassen sich plastisch, 3-dimensional und ‘mit Abstand’ Probleme oder Konflikte darstellen, sichtbar machen und in einem nächsten Schritt, kreative Lösungen entwickeln.
Es ist sozusagen eine Familienaufstellung bzw. Systemische Strukturaufstellung „auf dem Tisch“…

Besonders vorteilhaft ist es, wenn man mit zwei Brettern gleichzeitig bzw. parallel arbeitet, entweder um das Kontrast-Szenario für die Schritte vom Problemzustand zur Lösung herauszuarbeiten oder um Para-Szenarien aufzustellen.
Ebenso lassen sich Familiensituationen in der Kindheit mit der gegenwärtigen (neuen) Familie gegenüberstellen. Dies kann besonders interessant und sehr berührend sein, wenn z.B. „die Kindheit der „bösen“ Eltern“ (z.B. der Vater in der Familie) auf einem zweiten Brett dargestellt wird. Dabei wird möglicherweise sichtbar, dass es Parallelen zwischen der aktuellen Familiensituation und der ‚Kindheits-Familiensituation des Vaters“ gibt, die unbewusst entweder 1-zu-1 wiederholt werden oder in der aktuellen Familie ‚korrigiert‘ werden wollen.


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Das abgebildete Familienbrett – und mehr – können Sie  jetzt im Shop kaufen !!!

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Timeline mit dem FIP-Berlin Familienbrett

Eine der großen Vorteile farbiger Figuren in unterschiedlicher Größe ist die Darstellung von Situationen in der „Timeline“ (Zeitachse der Biografie):

Timeline-Darstellung mit dem FIP-Berlin-Familienbrett
Links: Kindheit
Mitte: Jugend
Rechts: Erwachsenen-Alter

Auf dem Foto ist als Beispiel die Erzählerin (Klientin) blau dargestellt; links als Kind, in der Mitte als Jugendliche und rechts als Erwachsene.
Während sie als Kind bei ihrer Mutter (gelb) schützende Nähe suchte, wechselte sie in ihrer jugendlichen Peergroup in eine dominante Rolle (auf Dominanz-Hierarchie-Scheibe stehend; s.u.):
Im Erwachsenenalter hat sie ebenfalls eine dominante Position in ihrer ‚eigenen‘ Familie eingenommen – und übernimmt exakt die selbe Stellung wie ihr Vater (rot) in der Ursprungsfamilie (linke Gruppe)!


Dominanz-Hierarchie-Scheiben im Familienbrett

Triade mit Anwendung einer Doninanz-Hierarchie-Scheibe
Triade mit Anwendung einer Dominanz-Hierarchie-Scheibe (und „Schwarzer Ring“ als Symptom)

Die Familienbretter/Systembretter des FIP-Berlin sind prinzipiell mit „Dominanz-Hierarchie-Scheiben“ ausgestattet.

Damit lassen sich unterschiedliche „Machtpositionen“ unabhängig von der eigentlichen Rolle und/oder Größe der Figuren darstellen.
Im Beispiel
repräsentiert die blaue Figur eine Mutter, die grüne Figur den Vater und die orange Figur die (7-jährige) Tochter.
Auch wenn ‚in der Realität‘ der Vater in Größe und Kraft der Mutter überlegen war, zeigt sich – durch die Dominanz-Hierarchie-Scheibe plastisch dargestellt -, dass die Mutter als ‚dominant‘ erlebt/beschrieben wurde; Konkret durch aggressives, lautes Reden und abwertende Aussagen insbesondere über den Vater.


Das Symptom auf einer Extra-Position (Externalisierung des Problem-Verhaltens)

In „echten“ Familienaufstellungen wird oft vergessen oder nicht genutzt, dem Problem oder Problem-Verhalten eine Extra-Position einzuräumen. Diese „Externalisierung“ ist jedoch sowohl für den „Symptomträger“ („Index-Patient“ oder „Ring-Träger im „Herr der Ringe-Ansatz“) im wahrsten Sinne entlastend als auch für die anderen Beteiligten im System, weil durch ein weiteres Element ein ganz anderer Blick entsteht.

Im Familienbrett kann dies entweder mit dem „Symptom“, den „Schwarzen Figuren“ oder einem anderen Symbol dargestellt werden.

Das Symptom im FIP-Familienbrett
Das ‚klassische‘ Symptom im FIP-Familienbrett

Familienaufstellung ohne und mit Symptom

Welchen Unterschied es ‘rein optisch’ macht, eine Familienaufstellung ohne und mit Symptom zu darzustellen, kann der Unterschied zwischen beiden Skizzen verdeutlichen – auch ohne auf die Inhalte einzugehen oder zu kommentieren:

Die Personen sind mit A, B, und C bezeichnet. C ist hier der “Index-Patient” bzw. “Symptom-Träger” Der kleine schwarze Punkt auf C, symbolisiert das internalisierte Symptom. S ist das externalisierte Symptom.

Familienaufstellung (FIP-Berlin) in 2-D auf dem Familienbrett OHNE Symptom Familienaufstellung (FIP-Berlin) in 2-D auf dem Familienbrett MIT Symptom auf einer Extra-Position
Familienaufstellung (FIP-Berlin) in 2-D (von Oben betrachtet) auf dem Familienbrett OHNE Symptom Familienaufstellung (FIP-Berlin) in 2-D (von Oben betrachtet) auf dem Familienbrett MIT Symptom auf einer Extra-Position

Kleiner Tipp: Verschieben statt versetzen der Figuren

Wenn in der Aufstellungsarbeit mit dem Familienbrett der Impuls kommt, eine Figur umzustellen, wird normalerweise die Figur versetzt wie bei einem Schachspiel; d.h. sie wird gegriffen und ‚durch die Luft schwebend‘ auf die alternative Position gesetzt.

Verschieben Sie einmal stattdessen, die Figur auf dem Brett, also ohne dass sie den Kontakt mit dem Brett verliert!
Dies kann sehr hilfreiche und neue Informationen liefern, z.B. darüber

  • an wem die Figur bzw. die Person im realen Leben, ‚vorbei‘ müsste
  • wer ‚ihr als Erster im Weg steht, oder
  • von wem sie sich lösen müsste

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Trialog-Gruppe (Manfred Zaumseil) – Betroffene, Angehörige und Fachkräfte an einem Tisch

Trialog-Gruppe (Manfred Zaumseil) – Betroffene, Angehörige und Fachkräfte an einem Tisch

Eine der (wenigen) wertvollen Erfahrungen durch mein Psychologie-Studium war der Kontakt und die Teilnahme in einer sogenannten “Trialog-Gruppe”.

Trialog (von “Triade” = Dreieck und “Dialog” = “Gespräch” –> Wikipedia abgeleitet) heißt (allgemein) dass sich Menschen mit unterschiedlichen Perspektiven zu einem gemeinsamen Thema treffen. Ihre jeweilige Erfahrung stehen gleichwertig nebeneinander ,OHNE dass Ihre Sicht in Frage gestellt/kritisiert wird bzw. keine Perspektiv mehr wert oder wichtiger ist als eine andere.
Dadurch ensteht ein ‚Erfahrungsfeld‘, auf dem alle von- und miteinander lernen können.

Mit “unterschiedlichen Perspektiven” im Sinne einer Trialog-Gruppe ist gemeint, die Perspektive als

  1. “Betroffene_r” (i.d.R. von einer Erkrankung)
  2. Angehörige_r der Betroffenen und
  3. ‘Fachkraft” (die beruflich mit dem ‘Thema’ zu tun hat, i.d.R. ‘Behandler_innen’, Therapeut_innen)

Es gibt ‘natürlich’ auch Mischformen, Überschneidungen in dem Sinne, dass z.B.  Betroffene, sowohl auch Angehörige und/oder ‘Fachkraft’ sein können.

Obwohl ich die Trialog-Gruppe (zum Thema “Schizophrenie” bzw. “Psychose”) eher aus der Perspektive einer “Fachkraft” kennengelernt habe und darüber ‘eigentlich aus meinem (Literatur-)Studium wissen müsste’,

habe ICH gerade von den “Betroffenen” und Angehörigen durch die Mitteilung ihrer Erfahrung, ihrer Perspektive viel wertvolleres – und buchstäblich auf berührende Weise gelernt – als dies a.m.S. jemals durch

die ‘normale’, universitäre-akademische Forschung** gelingen könnte .

An dieser Stelle möchte ich mich sowohl bei Prof. Dr. Manfred Zaumseil und den teilnehmenden Menschen bedanken, ohne die ich diese Erfahrung nie hätte machen können….


** = Studium von Literatur; Experimente mit Studentinnen; Experimente und Forschung mit Menschen, die ’nur als Datenlieferanten‘ betrachtet werden und denen die ‚Guten Ergebnisse‘ aus der Forschung NICHT mitgeteilt werden oder nach der Forschung nicht in ihrer persönlichen Entwicklung unterstützt werden.

 

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Selbstentwicklung versus Therapie | Psychotherapie

Selbstentwicklung versus Therapie

Vorweg: Der Text soll sich weder gegen Therapie (Psychotherapie) aussprechen oder sie ablehnen, noch das Leiden der Betroffenen ignorieren oder bagatellisieren. Hier soll ‘lediglich’ das Verständnis ‘dahinter’ mit einem anderen Blick betrachtet werden.

Therapie / Psychotherapie

Auch – oder vielleicht gerade – wenn Therapie mit “Dienen, die Bedienung, die Dienstleistung, die Pflege der Kranken” (s. Wikipedia “Therapie”) zu tun hat, steckt darin auch das Verständnis  von “Störung” und “etwas in Ordnung bringen” wollen.
Daran ist zunächst auch ‘nichts Verwerfliches’. Bedenklich kann es aus meiner Sicht jedoch werden, wenn diese ‘Störung’ mit der eigenen Person oder anderen Personen verknüpft wird, also eine “Ich bin-“ oder Du bist-Aussage” beinhaltet.
Der Fokus im Begriff liegt dabei i.d.R.  auf dem Symptom (“Zeichen”), dass das Maß ist, an dem eine Veränderung/Heilung gemessen wird; reduziert sich oder ‘verschwindet’ das Symptom, kann man von ‘Heilerfolg’ sprechen.
Was ‘krank’ und was ‘gesund’ ist, richtet sich immer nach einem bestimmten ‘Normal-Bereich’, z.B. welche Körpertemperatur für den Organismus ‘stimmig’ ist, damit er leben kann oder damit es ein ‘Wohlgefühl’ gibt. Abweichung von diesem Normbereich, die ein ‘Unbehagen’ oder gar eine Gefährdung des Organismus darstellen, werden als ‘Störung’ oder ‘krank’ bezeichnet.

Was auf körperlicher Ebene noch leicht nachvollziehbar ist, muss nicht unbedingt auf die Psyche übertragbar sein, zumal die Symptombeschreibungen selbst bereits eine ‘sprachliche Konstruktion’ /Interpretation sind.
Z.B. ließe sich das Symptom bei einer Depression – auch das ist (schon) eine Klassifizierung – “Niedergeschlagenheit” auch ausdrücken als “intensives Bedürfnis nach Ruhe, Halt/Geborgenheit” formulieren. Oder “Zwangserkrankung” ließe sich m.E. auch als “In kurzen Zeitabständen wiederholtes Ritual mit der Absicht, (innere) Sicherheit zu gewinnen” ausdrücken.

Selbstentwicklung

‘Selbstentwicklung’ verzichtet auf Begriffe wie “Krankheit” oder “(PERSONEN-GEBUNDENE) Störung”, Diagnosen und Klassifikationen und setzt den Fokus auf die eigenen, individuellen Potenziale. Im Wesentlichen ist dies in der Haltung der ‘Humanistischen Psychologie’ (Wikipedia) bzw. ‘Humanistischen Psychotherapie’ (Wikipedia) ausgedrückt.

Menschen bzw. Methoden, die diese Haltung unterstützen sind unter “Methoden und mehr” zusammengefasst.

EMPIriment versus EXperiment

EMPIriment versus EXperiment

Das Experiment

Bei einem Experiment geht es vor allem darum, dass ‘Untersucher’ – meist akademische Wissenschaftler – etwas bestimmtes ‘herausfinden’ wollen, z.B. ob eine bestimmte Vermutung über Zusammenhänge (‘Hypothesen’) stimmen oder nicht. Und wenn bei diesem Experiment Menschen beteiligt sind (sog. “Versuchspersonen” = VPs), ist es öfter der Fall, dass diese von der eigentlichen Absicht/dem Sinn und Ziel  des Experiments im unklaren gelassen werden.

Durch das Experiment werden bestimmte Informationen (Daten) gesammelt und später – i.d.R. unter Ausschluss der VPs-  ‘aufbereitet’.
Meistens – wenn nicht sogar immer – fehlt eine Rückmeldung und/oder ein Austausch über die Ergebnisse seitens der Forscher direkt an die VPs.

 

Das EMPIriment/Empiriment (ein Kunstwort)

Im Begriff “EMPIriment” steckt das Wort ‘empirisch’ (= “auf Erfahrung basierend/aus der Erfahrung heraus”). Beim Empiriment steht die VP genauso im Mittelpunkt der Erforschung, wie die Untersucherin; daher ist der Begriff “Mitforscher” (MF) statt “Versuchsperson” passender. Und es geht im Empiriment nicht nur um das Sammeln von Daten und einer Bestätigung oder Verwerfung bestimmter Grundideen (Hypothesen), sondern es soll zum dem beforschten Thema die Erfahrung der MFs kennengelernt werden.
Darüber hinaus wird während des Empiriments und ‘danach’ die ‘Ergebnisse’ mit den MFs ausgetauscht und die gemeinsam gewonnenen Erkenntnisse ‘zurückgegeben’, sei es im Einzel-Dialog oder in Gruppen.

Herr der Ringe-Modell als Vorlage für Systemische Therapie oder Co-Coaching

Herr der Ringe-Entwicklungsmodell

Psychische bzw. Persönlichkeitsentwicklung, Systemische Therapie und Systemisches Coaching haben – im Grundverständnis der Arbeit im FIP – einiges gemeinsam mit dem „Herr der Ringe“.
Lässt sich aus der Geschichte nicht auch ein „Herr der Ringe-Modell“ entwickeln, das hilfreich für Therapie, Beratung und Coaching sein kann?

Was hat Therapie, Beratung oder Coaching zu tun/gemeinsam mit

  • dem Schicksalsberg
  • dem Ring
  • der Rolle von Sam
  • Gollum / Smeagol ???

 

Stichworte, die sich dahinter verbergen, sind:

  • ”Ziele” im Unterschied zu “Missionen/Aufgaben”
  • Der Unterschied zwischen „Der Mensch ist das Problem/Symptom“, “Das Symptom in der Person” und “Das Symptom als etwas ‚Eigenes‘, das nicht an die Person gebunden ist”
    = Der Ring im „Herr der Ringe“
  • „Ambivalenzen” und “Innere Konflikte” (z.B. Gollum/Smeagol)

Der Ring

ist DAS Symbol für das Problem, das Symptom. In der systemischen Therapie gibt es die  Bezeichnungen „Index-Patient“ bzw. „Symptom-Träger„.
Gemeint ist damit, dass der Index-Patient diejenige Person ist, die eine Störung in einem (gestörten) System ‚anzeigt‘, sichtbar macht (Index), aber diese Störung nicht alleine verursacht bzw. aufrecht erhält. Oder auch umgekehrt-bildlich ausgedrückt: Es ist die Person, auf die alle anderen im System mit dem Finger zeigen (engl. ‚Zeigefinger‘ = ‚index finger‘)
Symptom-Träger ist noch ein bildlicherer Ausdruck; Wenn man sich vorstellt, dass der Index-Patient sein Symptom, sein Leiden wie einen Rucksack mit sich herum trägt, den er nicht absetzen kann, ist dadurch eine ganz andere Sicht auf das Problem und die sich daraus ergebenden Lösungen möglich.

Schwarze Ring im "Herr der Ringe Entwicklungsmodell"

Der „Schwarze Ring“ (aus dem FIP-Familienbrett) macht die „Funktionen“ eines Symptoms deutlich:

  1. Der Symptomträger ist vom Ring/ Symptom eingeschlossen und wird von den anderen nicht als Mensch gesehen, der hinter seinem Problemverhalten ’steckt‘
  2. Kann das Symptom eine Schutzfunktion haben
  3. Wirkt das Symptom auch als Isolation, Mauer, Hindernis
  4. ….

In „Herr der Ringe“ gab der Ring dem Ringträger einerseits eine grenzenlose Macht über alle Menschen, Elben etc., andererseits führte er in ewige Abhängigkeit,  in den ‚Wahnsinn‘ und Isolation (-> Gollum / Smeagol).

Es steckt noch viel mehr im Herr der Ringe-Modell, worüber es sich nachzudenken lohnt …

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