Paradox: „Die Angst vor einer guten Lösung“ und “am Problem festhalten wollen”
Etwas widersprüchlich ist es schon: Einerseits gibt es den Wunsch sich von einem Problem zu lösen, meist weil ‘das Leiden zu groß geworden ist’ – andererseits gibt es auch Angst VOR der Lösung.
Das führt letztendlich dazu, dass am Problem festgehalten wird; “das Problem als kleinere Übel”.
Und diese Angst “Was wird passieren, wenn ich wirklich einen Schritt in Richtung Lösung mache?!” ist auch berechtigt, macht Sinn. Denn eines ist ja klar: Die Lösung bedeutet ja immer, dass etwas anders ist als im Problem.
Je nachdem “woraus” das Problem besteht, welches Thema es hat, kann es eine Phantasie (Illusion) darüber geben, dass durch eine Lösung auch wichtige Vorteile wegfallen (= “Sekundärgewinn” eines Problems).
Beispiel**: Eine Frau ist unglücklich in ihrer Beziehung, weil ihr Mann sie ständig kritisiert, ihr “Befehle” erteilt und sie als Person überhaupt (nicht) mehr wertschätzt.
Eine Lösung, die ihr selbst in den Sinn kommt wäre, den Partner zu verlassen.
Diese Lösung kann aber (noch viel größere Defizite) aufdecken, z.B. die Entdeckung, dass die Frau eigentlich keine Freundinnen oder sonstige (unterstützende) Beziehungen hat. Den Gedanken: “Ich bin sowieso nicht attraktiv, wer will mich denn schon haben” -und als Folge- “Eigentlich bin ich einsam –> Eigentlich war ich schon als Kind einsam –> Eigentlich war ich nie gewollt”…..
Und diese Gedanken, lösen ‘tieferen’ Schmerz aus, als die Kritik, das ‚Herumkommandieren‘, die Abwertung durch den Mann.
So gesehen ist es (erst mal wirklich) das Beste, nichts am Problem zu ändern, weil für das darunter liegende Problem (Einsamkeit, Selbst-Ablehnung) erst recht keine Lösung in Sicht ist.
Die o.g. Lösung (den Mann verlassen) kann man auch als
- “Das-Problem-System-verlassen-Lösung” (De-Fraiming***) bezeichnen und ist i.d.R. die radikalste Lösung.“Sanfter“ sind:
- „Das-Problem-System-in-kleinen-Schritten-ändern”(Mikro-Schritte) oder
- „Das-Problem-System-mit-anderen-Augen-sehen” (Refraiming)
*** = „Frame“ (engl. „Rahmen“) hat auch die Bedeutung von „Kontext“, oder „Bedeutung“
Aus verschiedenen Gründen, gibt es in einem Problem-Zustand (Problem-Trance) oft nur Phantasien zur ersten Lösungsart.
Um auf die anderen beiden Möglichkeiten zu kommen, braucht es i.d.R. immer einen Blick von Außen, der die individuellen Möglichkeiten – in diesem Beispiel: der Frau – genau berücksichtigen kann.
Pauschale und ‚gut gemeinte Ratschläge“ helfen hier leider gar nicht….
Soweit erst mal…..
** Neben diesem eher psychisch-emotionalen Problemen gibt es natürlich oft auch eher ‘reale’ Probleme oder gar Gefahren, z.B. Die Angst vor der Rache (körperlicher Gewalt) des Mannes – auch noch Jahre später!! Auch wirtschaftlich gesehen: keine Geld für einen Auszug zu haben, keinen Unterschlupf, weder bei Freunden, noch in Frauenhäusern etc.
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