Opfer sind Täter sind Opfer – eine zirkuläre, systemische Sicht

Opfer sind Täter sind Opfer – eine zirkuläre, systemische Sicht

Am Beispiel einer Anfrage kam das „Thema Sozial-Phobie“ auf; Sozial-Phobie als Angst vor Menschen bzw. Situationen zu vermeiden, in den (scheinbar oder tatsächlich) andere Menschen Kontrolle über einen selbst ausüben.

Nun ist eine Sicht, sich selbst als Opfer zu sehen, zu erleben, wenn man davon ausgeht, dass andere Menschen die Kontrolle haben und einem ‚etwas Böses antun wollen‘.
Und es kann biografisch gesehen tatsächlich Erfahrungen gegeben haben, in denen das genauso geschehen ist.
Die übliche Strategie ist, weitere Erfahrungen zu vermeiden und z.B. – im Extrem-Fall – das Haus nicht mehr zu verlassen.

Die Ich-Botschaften dabei sind – aus einer Opfer-Haltung heraus:

  • „Ich bin ausgeliefert“
  • „Ich bin hilflos“
  • „Ich habe keine Kontrolle über die Situation/die anderen Menschen“

Wie sieht nun aber die Umkehrung – die ‚pauschale‘ Du-Botschaft über die anderen Menschen – aus ?
‚Pauschal‘ deshalb, weil die Aussagen auch auf Menschen verallgemeinert werdend, die man ja noch gar nicht kennt.

  • „Ihr wollt mir was Böses tun“
  • „Ihr seid schlechte Menschen“
  • ….

Und diese ‚pauschalen‘, verallgemeinerten Aussagen, könnte man auch als Anklage, Vorwurf und somit als Täter-Haltung sehen.

Und man könnte auch sagen, dass Menschen, die eine Sozial-Phobie ‚haben‘ und daran festhalten, sich nicht nur selber isolieren sondern sich in gewisser Weise auch an den anderen Menschen rächen, indem sie nämlich den anderen etwas vorenthalten:

Sich selbst.

  • Niemand soll jemals erfahren, wie einzigartig Sie sind.
  • Niemand soll jemals Ihre Fähigkeiten kennenlernen.
  • Niemand soll jemals auf Ihre Unterstützung und Hilfe hoffen dürfen

Und weil Niemand Sie jemals kennenlernen wird, werden Sie vielleicht hoffen, dass Sie eines Tages doch entdeckt werden, in Ihrer Höhle…

Aber falls das nicht passiert, werden Sie vielleicht noch enttäuschter, halten die Anderen für egoistisch, gemein und unterstellen ihnen, dass sie Sie ablehnen…

Dann ziehen Sie sich noch mehr zurück…..

… und so weiter.

Und wenn am Ende Ihres Lebens der Gedanke auftaucht:

„Eigentlich hat mich nie jemand kennengelernt – (auch) weil ich Niemand eine Chance dazu gegeben habe“

… wäre das nicht unendlich schade?!

In diesem Sinne, hoffe ich, dass dies ein kleiner Impuls sein kann, einmal anders (?) über

Sozial-Phobie“ nach zu denken.

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