Drei-Minuten-Analyse (Systemische Problem- & Ressourcen-Diagnostik)
HINWEIS vorweg:
Der folgende Text zur „Drei-Minuten-Analyse“ ist zur Darstellung des Ablaufs gedacht.
Die „Drei-Minuten-Analyse“ ist eine Methode, die sowohl für das ‚Erkennen‘, ‚Durchblicken'(Diagnostik) der aktuellen Problem-Beschreibung dient, als auch für die Entwicklung von ‚massgeschneiderten‘ Veränderungsschritten.
Die Drei-Minuten-Analyse ist NICHT als Selbsthilfe-Methode gedacht.
Probleme bestehen i.d.R. ja aus verschiedenen Faktoren und Zusammenhängen, die unterschiedlich ‚gewichtet‘ sind und leichter bzw. schwerer zu verändern sind.
Wenn man jemanden sein Problem besonders zum ersten Mal schildert, gibt es oft die Neigung, möglichst viel und ausführlich darüber zu berichten: Wie lange es schon besteht; wer damit alles zu tun hat; warum es da ist etc..
Die ‘Gefahr’ dabei ist, dass durch längeres Erzählen eine ‘Problem-Trance ’ erzeugt bzw. vertieft wird, die ‘das Entkommen aus dem Spinnen-Netz des Unglücks’ nicht gerade erleichtert.
Bei der Drei-Minuten-Analyse geht es nun darum, wesentliche Elemente einer Problemdarstellung zu identifizieren, die innerhalb von 3-Minuten erzählt werden.
In dieser Zeit tauchen bereits ‘Kernprobleme”, aber oft auch Ressourcen (Stärken, ‘Kraftquellen’) auf, die für erste effektivere Lösungsschritte genutzt werden können.
Um ‘ das Ganze’ gleich praktisch darzustellen, hier ein Beispieltext:
“Ich mag nicht unter Menschen gehen”
„…mein Problem ist denke ich bei den meisten Jugendlichen meines Alters nicht nachvollziehbar.
Ich weiß nicht wie ich es nennen soll, aber mein Problem ist dass ich nicht gerne fort gehe. Also Party machen und in die Disco gehen mag ich nicht.Mein größtes Problem ist denke ich, dass ich nicht gern unter Menschen bin. Ich fühle mich immer unwohl wenn Leute um mich sind. Ich habe auch Blockschule immer eine Woche lang und bin in dieser Zeit in einem 2er Zimmer. Anfangs macht es schon Spaß aber mit der Zeit fühl ich mich unwohl und ich sehne mich nach dem Allein sein. Dann geh ich einfach raus in die Landschaft und mach einfach nichts. Ich fühle mich am wohlsten wenn ich allein bin oder was allein tun kann.
Aber nun wieder zum Grundproblem. Ich muss einigen Leuten dann immer absagen, wenn sie mich fragen, ob man wo hingehen könnte. Mittlerweile fragen sie mich gar nicht mehr …
Naja nicht verwunderlich wenn ich immer nein sage. Aber ich hab einfach keine Lust weil ich dann wieder Leute sehe. Und wenn mich dann Leute kennen find ichs noch schlimmer. So wird auch der Abstand zu Freunden immer größer. Das gefällt mir auch nicht, aber das ist heute so, dass man beim Fortgehen sich trifft und nur noch so Kontakt hat.Und das geht ja nicht. Nichts desto trotz. Ich finde das ist in meinem Alter ein großes Problem und ich brauche wirklich Hilfe, dass ich das in den Griff bekomme.
Deswegen würde ich mich über einen Ratschlag oder Hilfe freuen….“
[Quelle: http://www.psychomeda.de/online-beratung/persoenlichkeitsstoerungen/ich-mag-nicht-unter-menschen-gehen-042012.html (12.04.2012)]
Schrift und Sprache ist immer linear, weil ein Wort nach dem anderen folgt. Dies hat leider seine Nachteile, weil weder das Leben, noch Probleme linear auf einer Ebene, Schritt für Schritt verläuft. Hinzu kommt, dass die lineare Darstellung unübersichtlich ist UND vermutlich die wenigsten Menschen wissen, was genau sie eigentlich 5 Sätze vorher gesagt haben…
Um aus dieser ‘lineare’ Darstellung die Problematik und die ‘Perlen’ herauszufischen, ist es hilfreich den Text ( = Wort-Gedanken!) anders darzustellen bzw. zu ‘zerpflücken’, z.B. in Form einer speziellen Mindmap (Psycho-Map). Im Gegensatz zur linearen Sprache sind z.B. Bilder oder Familienaufstellungen ‘para-linear’ / “systemisch”, weil alle Elemente gleichzeitig, nebeneinander vorhanden sind bzw. wahrgenommen werden können.
Der Erste Schritt der Drei-Minuten-Analyse besteht also ‘nur’ darin, den Text ‘aufzuspalten’ (vertikale Darstellung).
In nachfolgenden Schritten, wird der Inhalt ‘neu sortiert’ bzw. analysiert, je nach dem, welche Elemente der ursprüngliche Text enthält.
Diese Neusortierung fördert bereits – im wahrsten Sinne – einen anderen Blick und dient als Grundlage für die Entwicklung kleiner und maßgeschneiderter Lösungsschritte.

In dem Beispieltext sind bereits wichtige Aussagen und „Elemente“ enthalten, die für Lösungsschritte genutzt werden können:
- Widersprüchliche / gegensätzliche Aussagen
- Ressourcen
- Szenarien (“Bühnenbilder”)
- soma-linguistische Ansätze (Soma-Linguistik greift den Zusammenhang zwischen Körpersprache und Wortsprache auf und nutzt diesen)
- normative, blockierende Glaubenssätze
- …
Ressourcen ent-decken oder (erst) ent-wickeln?!
Ressourcen (als persönliche ’stärkende, förderliche‘ Fähigkeiten aber auch äußere Bedingungen) sind nötig um neue, gesündere Entwicklungsschritte in Gang zu setzen.
Entscheiden ist dabei, dass sie
- am ‚richtigen Punkt‘ im System ansetzen
- zu den aktuellen, persönlichen Möglichkeiten der ‚veränderungswilligen‘ Person passen.
zu a.) Es ist wenig hilfreich und effektiv, wenn man versucht ‚Systemelemente‘ (i.d.R. Personen) zu beeinflussen, die entweder gar nichts mit der Lösung zu tun haben oder sich auch nicht beeinflussen lassen wollen.
Die einzige Person, die das System letztendlich beeinflusst, ist die eigenen Person, also Sie !
zu b.) Ebenso ist es wenig hilfreich, Lösungsschritte (z.b. aus Selbsthilfe-Büchern) anzustreben, die überhaupt nicht zur eigenen Person passen. Insbesondere müssen hierbei ‚Basis-Ressourcen‘ angeschaut werden, wie „Ausdauer, Konzentration, Frustrationstolleranz.