Ist die “Anti-Frage” ein Schlüssel, um Grübeln und ‘chronische’ Probleme zu entmachten?

Ist die “Anti-Frage” ein Schlüssel, um Grübeln und ‘chronische’ Probleme zu entmachten?

Gerade am Grübeln oder an chronischen Problemen oder einer Problemtrance ist typisch, dass es ‘Geschichten’ oder Szenarien sind, die sich ständig wiederholen.

Man könnte ‘hinter’ den Grund kommen durch Analyse oder Frage aus dem lösungsorientierten Ansatz: “Was möchten Sie stattdessen?”

Die “Anti-Frage” zielt ebenso wie die lösungsorientierte Frage darauf ab, das Problem-Szenario, die Problem-Geschichte zu verlassen und eine Alternative zu entwickeln.

Die Anti-Frage erforderte aber im Gegensatz KEINE Konstruktion, keine Erfindung von etwas Neuem, sondern ist eine entdeckende, ergebnis-offene Frage und lautet ganz einfach:

“Woran denken Sie NICHT, wenn Sie daran (an das Problem) denken?” bzw.

“Was erzählen Sie NICHT, wenn Sie  das (jemand anderen oder sich selbst) erzählen?!

Probieren Sie die Anti-Frage einfach mal auf, wenn Sie (wieder mal) zum 100-ten Mal, das selbe Problem oder eine Szene im Kopf haben und lassen Sie sich von den Bildern, Gedanken und Empfindungen überraschen….

Hintergrund:

Die Anti-Frage hat einen Bezug zur Systemischen Therapie (Kontrast-Szenarien) oder auch der Akzeptanz Commitment Therapie/Training (ACT). In beiden Ansätzen geht es darum, dass es neben dem Problem-Fokus oder dem „schwierigen Lebensbereich“ auch andere Bereiche gibt, in den „etwas gut oder zumindest nicht so problematisch“ ist.

Es ist allerdings auch möglich, dass ein Problem in den Fokus rutscht – und an diesem festgehalten wird -, das als „das kleinere Übel scheint“. „Hinter“ diesem Problem ‚lauert‘ – auch scheinbar ein noch viel größeres, das noch mehr Angst macht oder „wie ein nicht besteigbarer Berg“ aussieht …..

Verwandte Texte:

Spenden /Beitrag zum Lebensunterhalt und für die Arbeit des FIP - Freie Institut Psychologie

 

Gurus waren gestern….oder „Wer immer zu anderen aufschaut, muss sich stets kleiner machen“

„Gurus waren gestern“ oder „Wer immer zu anderen aufschaut, muss sich stets kleiner machen“

Die Sehnsucht nach Gurus (“Lehrer”, “Führer” – aber auch “Therapeuten, Coaches etc.) als Träger von wichtigem Wissen ist verständlich. Das Problematische daran ist jedoch das “Top-Down-Prinzip”, also dass das Wissen quasi von Oben in Richtung “Un-Wissen” nach Unten fließt”. Aus systemischer Sicht (z.B. auch in einer Familienaufstellung) ist dies eine “Externalisierung”. Das heißt, dass etwas, was innerhalb einer Person liegt (i.d.R. eine Problem-Verhalten) nach Außen gebracht wird und beispielsweise eine Extra-Position in einer Aufstellung bekommt. Bei Problemen ist dies auch sehr sinnvoll und hilfreich. Bei Ressourcen (im Sinne von ‘hilfreichen’ Fähigkeiten) verhält es sich genau andersrum. Gurus – aber auch Idole (“Superstars”) – sind sozusagen ‘Positive Projektionen”. Meistens wird der Begriff “Projektion” verwendet, wenn man eigene unerwünschte Verhaltensweisen oder Eigenschaften nicht wahrhaben will und sie stattdessen in anderen sieht. Auch bei der ‚Positiven Projektion“ bleibt das, ‚was eigentlich in Ihnen selbst steckt“ im buchstäblichen Sinne „Außen vor“, was zur Folge haben wird – wenn sich daran nichts ändert – dass Sie ständig nach Antworten, Methoden, Wahrheiten bei anderen suchen nur nicht bei sich selbst !!!! Und ist Ihnen schon mal aufgefallen, dass „Gurus“ fast immer auf einer Art Bühne sitzen und die Zuhörerschaft ‚etwas niedriger‘. Dies führt zu einer Blickrichtung  wie bei kleinen Kindern, die ‚zwangsläufig‘ Erwachsene von unten nach oben anschauen müssen. (Lukas Derks hat in seinem „Sozialen Panorama“ auf die ‚vertikale Dimension in Aufstellungen sehr schön darauf hingewiesen….) Was würde sich für Sie ändern, wenn Sie nur mal als Gedanken-Experiment, davon ausgehen: Alles, was Sie an anderen bewundern, schätzen, “gut finden”, ist bereits in Ihnen selbst ‘schlummert’ und ‘schon da ist’? Es ist vermutlich (noch) nicht so ausgeprägt, wie Sie es im Gegenüber (dem Guru/Superstar) erkennen, aber es ist mindesten als Potenzial / “Samenkorn” angelegt. Und wenn dieses Wissen, diese Fähigkeit wie ein Samenkorn ist, muss es ‘nur’ gegossen werden. “Gießen” heißt praktisch, dass Sie den Fokus auf sich selbst richten, diese Qualität Schritt für Schritt selber ent-wickeln, üben, trainieren. Und, um die „Top-Down-Position“ noch mal aufzugreifen kann das ganz praktisch aussehen, indem Sie:

  • a) Dass, was Sie von Gurus hören, mit IHREN EIGENEN Worten, schriftlich oder mündlich an andere weiter geben, und /oder
  • b) dies tatsächlich an einer Position (im Raum tun), die sich von der (Zuhörer-Position unterscheidet) -> Voice Dialogue-Prinzip

Welche Bereicherung wäre das, für Sie selbst und andere Menschen…..?     Dieser Gedanken und diese Grundhaltung spiegelt sich übrigens in den meisten Angeboten des FIP-Berlin wider, insbesondere in dem Konzept des Companion-Forums, das dazu dient, diese angelegten Qualitäten – gemeinsam mit anderen “ auf gleicher Augenhöhe“ zu entwickeln.

PS Natürlich sind auch Politiker Gurus, im Sinne von „Die-da-oben-die-entscheiden-wo-es-langgehehen-soll“ …